Format: Workshop mit Jugendlichen, Experiment Ort: Dessau, 2010 Konzept: Andine Wijgers und Anne-Laure Mellier (raumlaborberlin) Assistenz: Andrea Willmann Auftraggeber: Stiftung Bauhaus Dessau

Hintergrund

Im Rahmen der Internationalen Sommerwerkstatt „Jugend baut Zukunft“ Dessau-Roßlau, 2010 initiiert von der Stiftung Bauhaus Dessau, galt es einen zweiwöchigen Workshop mit Jugendlichen aus Dessau und Europa durchzuführen. Dabei ging es um die Auseinandersetzung mit der eigenen Stadt, der eigenen Heimat und der eigenen Wohnung. Andine Wijgers leitete gemeinsam mit Anne-Laure Mellier (raumlaborberlin) den Workshop „Wohnen Reloaded“.

Konzept

„Was würdest du aus deiner Wohnung vor dem Feuer retten?“ Mit dieser Frage startete unser Wohnlabor im Dessauer Leerstand. Um intensiv testen zu können wie mit einfachen Mitteln in kurzer Zeit ein zu Hause geschaffen werden kann, lag dem Workshop eine täglich gleichbleibende Struktur zu Grunde:

Diskussion/ Themenwahl – Ideenentwicklung – Bau – Fotodokumentation – Austausch mit Besuchern zur „Teatime“ – Abbau – Reload.

Realisierung

Die Frage was einen Ort zum eigenen Zuhause macht, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem offenen Raumexperimentierfeld, in dem sich herausstellte, dass Berge mit Wasserfällen und Eishöhlen durchaus bewohnbar sind und Dessauer Passanten zum Bergsteigen animiert werden können. Neben dem intensiven Nachdenken über eigene Bedürfnisse spielte das Umsetzen und Bauen der Ideen eine wichtige Rolle. Tabus, wie im eigenen Zimmer des Elternhauses, gab es kaum:

Es wurde (fast) ohne Grenzen in und auf Wände, Decken und Böden gebohrt, genagelt, getackert, gekleckert…
Innenräume wurden neu gedeutet, indem ein Lagerfeuer angezündet und auf dem Balkon ein See aufgestaut wurde. Oft fiel uns der tägliche Abriss des Geschaffenen schwer, denn beispielsweise die aus Laken gespannte und mit Teppich gepolsterte Relaxhöhle hatte ohne Zweifel einen wunderbaren Entspannungsfaktor. Leichter war es die Wohnung aus Bindfäden wieder von Decke und Wänden zu reißen. Das brachte neben Spaß auch Platz für neue Erfindungen. Je weiter der Workshop voranschritt, desto mehr schwand auch die Kraft. Schlafmangel führte zu realitätsbezogenen Tagesthemen wie der Wohnung für Herrn Faul. Dabei entwickelten wir Strategien, wie mit minimal körperlichem Aufwand maximaler Bedienkomfort erreicht werden kann. Wenn auch nicht jede unserer Konstruktionen im bröckelnden Mauerwerk länger als eine Sekunde verankert blieben, produzierten wir innerhalb von 10 Tagen 5 Themenräume in 4 Wänden mit 7 Jugendlichen und deren ganz subjektiven Vorstellungen davon, was Identität und Heimat vielleicht sein könnte.